Penalty-Niederlage in Pforzheim – Dramatik bis zum Ende

Es war kein Spiel für schwache Nerven was da am Sonntagabend in der St. Maur-Eishalle geboten wurde.
Stuttgart führt knapp 90 Sekunden vor Ende der Partie mit 4:2, kassiert nach einem Pforzheimer Doppelschlag noch den Ausgleich und muss sich dann im Nachsitzen mit einem Punkt zufrieden geben.
Aber trotz der 5:4 n.P. (2:1/0:2/2:1)-Niederlage zeigte die Waldau-Truppe was alles mit einer geschlossenen Teamleistung möglich ist – unabhängig vom Gegner.

Wie erwartet legte der Gastgeber wie die Feuerwehr los und die 1b-Rebellen hielten mit Kampf und einer überragenden Torwartleistung dagegen.
Die Fernsehturm-Truppe konterte die anstürmenden Gastgeber einige Male geschickt aus und ging durch Jesper Leis in der neunten Minute sogar mit 1:0 in Führung.
Das war insofern eine Überraschung, da man sich vor dem Spiel auf Rebellenseite auf eine totale Defensiv-Schlacht eingerichtet hat, aber nachdem man merkte dass der Tabellenführer alles andere als souverän auftrat, wurden die Fühler trotz starkem Gegendruck immer öfter nach vorne ausgestreckt.
Mit viel Glück, darunter 2x Metallgeschepper, wurden die weiteren Pforzheimer Tsunami-Wellen überstanden, wobei sich hier Stuttgarts Goalie Niklas Syguda wieder Bestnoten erarbeiten konnte.
Eine Unaufmerksamkeit in der Abwehr knapp 4 Minuten vor Drittelende brachte dann den verdienten Ausgleich, als man auf dem Rebellen-Defensiv-Radar die #10 Juricek im Slot „vergessen“ hatte.
Pforzheim hatte jetzt das Momentum komplett auf seiner Seite und legte fast im selben Schema nach, als wieder ein Stürmer im Slot „geparkt“ wurde und dieser das 2:1-Führungstor in der letzten Spielminute einläutete.
Diese Nachlässigkeit wäre dann auch der wirklich einzige Kritikpunkt, denn die Rebellen verteidigten ansonsten sehr effektiv.
In der Kabine zeigte man sich dann trotz des Rückstands durchaus optimistisch, denn eines war klar:
die Bisons werden umstellen, denn das ständige ineffektive Vorchecken kann keine Mannschaft durchhalten, und dadurch werden immer mehr „Poren“ entstehen.

Gesagt, getan….
Kaum war das Spiel freigegeben und in einer der ersten Attacken standen plötzlich die Rebellen Jesper Leis und Michael Bartmann allein vor dem Pforzheimer Hüter Klaus Gräfe:
Ein platzierter Flachschluss von Mikey Bartmann und der 2:2-Ausgleich war geschafft (21. Min.).

Das Spiel wurde jetzt offener, die Gastgeber waren zwar immer noch spielbestimmend, aber nicht mehr so dominant wie in einigen Phasen des ersten Spielabschnitts.
Bei Scheiben-Eroberung durch die Rebellen wurde das Spielgerät rasch nach vorne durchgesteckt und so waren auch die Bisons immer mehr defensiv beschäftigt.
Dann kam die 27. Minute und Stuttgarts Japaner Masaru „Bazooka“ Komiyama hatte seinen großen Auftritt.
Pass aus dem eigenen Drittel von Nino Häberlen, Komiyama nimmt die Scheibe unter massivsten Druck auf, steht 2-3 Meter im Angriffsdrittel im direkten Zweikampf allein gegen 2 Bisons-Verteidiger, die Scheibe stellt sich kurz auf und dann folgt halb im Fallen ein Brett aus Komiyamas „durchgeflextem“ Schläger und das Spielgerät schlägt hinter Gräfe ein.
3:2 Führung! What a shot! Unreal!
Die Stuttgarter Wechselbank in Ekstase !!!!!!!!!

Dieser Treffer zeigte Wirkung, die Filbey-Cracks jetzt sichtlich irritiert.
Der Offensiv-Stil des Gegners war minutenlang weg, die 1b-Rebellen bekamen leicht Oberwasser und hatten durchaus Möglichkeiten weiter am Spielstand zu drehen.
Der souveräne Tabellenführer der Landesliga berappelte sich aber wieder und nahm im Verlauf die Fäden wieder in die Hand.
Dieses Drittel dürfte dem Pforzheimer Coach trotzdem überhaupt nicht gefallen haben.
Auf dem Weg zur Kabine schüttelte er mehrfach seinen Kopf, dass die Gefahr eines Schleudertraumas bestand….
„Ruhig bleiben, runterkommen, und so weiter spielen. Nicht hinten rausziehen lassen, und vorallem kühlen Kopf bewahren.
Wir müssen hier kein Tor mehr schießen“, so die Pausenansprache des 1b-Rebels Coach Ole Abendroth.
„Wir gehen jetzt da raus, als wenn das jetzt das 1. Drittel ist und genau mit dieser Einstellung und Konzentration holen wir uns heute die 3 Punkte!“

Was folgte, war ein Drittel das einen Herzkranken zum sofortigen Exitus geführt hätte.
Stuttgart weiter 3:2 in Führung und anrückende Bisons, die mit aller Macht auf den Ausgleich drängen.
Strafzeiten auf beiden Seiten sollten beiden nichts einbringen.
Die Waldau-Truppe mit einigen sehr guten Möglichkeiten, aber Goalie Nufer, der Mitte des Spiels für Graefe im Kasten stand, sowie Niklas Syguda auf Stuttgarter Seite waren nicht zu überwinden.
Die Blicke gingen jetzt immer öfter Richtung Uhr…

Und plötzlich geschah das Unmögliche:
Stuttgarts Sturmtank Lukas Borchert kämpft sich in der 50. Min. vor Nufer und das schwarze Spielgerät liegt  im Bisons Fressnapf.
4:2!
Das gibt es nicht….Stuttgart führt 10 Minuten vor Spielende mit 4:2 beim übermächtigen Tabellenführer!
Sensationell…

Und nun wurde es richtig spannend, denn in der Folge kassierte man kurz hintereinander wegen Beinstellen jeweils 2 Strafminuten und war in Unterzahl.
Aber zur Überraschung aller schlugen die Gastgeber aus den powerplays kein Kapital, was die Hoffnung auf die volle Ausbeute in die Höhe schnellen ließ.

Keine Frage, die St.Maur Kampfeinheit warf nun alles nach vorne und definierte den Begriff „Pressing“ neu.
Stuttgarts Lebensversicherung Niklas Syguda stand nun im absoluten Brennpunkt.
Es folgte Bully auf Bully. Noch 3 Minuten zu spielen, Pforzheim nimmt eine Auszeit und anschließend den Goalie raus.
Massiver traffic vor dem Stuttgarter Gehäuse und plötzlich liegt der Puck im Stuttgarter Gestänge.
Nur noch 4:3 und noch exakt 89 Sekunden zu spielen.
Das müsste doch reichen, aber die Rebellen bekommen die wie entfesselt aufspielenden Pforzheimer einfach nicht in den Griff und 44 Sekunden später fällt dann plötzlich sogar der 4:4 Ausgleich.

Und hätte Niklas Syguda nicht wieder einen Sahnetag erwischt und den letzten Schuss Sekundenbruchteile vor Ende nicht mit dem Schoner pariert…so aber blieb es beim 4:4 und beide Teams mussten zum Nachsitzen, was immer eine Glücksache ist.
Und da setzten die Bisons ihren flow weiter und sicherten sich den Zusatzpunkt.

Fazit:

Was war das für ein Spielverlauf!
Für die 300 Zuschauer dürfte das Spiel extrem unterhaltsam gewesen sein, für die jeweiligen Trainer sind sie vermutlich genau das Gegenteil…
Soll man sich nun ob des einen Punktes freuen, oder wegen der entgangenen vollen Punktzahl eher ärgern?
Im Prinzip eigentlich beides, wobei sicherlich die Freude überwiegen sollte, denn mit Pforzheim hatte man das bisher stärkste Team hinter der roten Linie und wer in der Bison-Zone punktet sendet ein fettes Ausrufezeichen an die Liga.
Solche Spiele sind immer sehr lehrreich, motivierend und geben einem Rückenwind für die kommenden Aufgaben.
Das nächste Spiel ist am Samstag, 23.11. um 19:45 Uhr wieder in der Fremde.
Wir wechseln das Tiergehege, denn es geht Richtung Hohenzollern zu den Eisbären aus Balingen.

Bisons Pforzheim vs. 1b-Rebels   5:4  n.P. (2:1/0:2/2:1)

08:49 Min. 0:1 Leis (Schätzle)
16:22 Min. 1:1 Juricek (Vogl/Wittmann)
19:08 Min. 2:1 Vogl (Wittmann, Juricek)
20:54 Min. 2:2 Bartmann (Leis/Schneider)
27:00 Min. 2:3 Komiyama (Häberlen/Syguda)
50:03 Min. 2:4 Borchert (Capek/Abendroth)
58:31 Min. 3:4 Juricek (Viller) PP1
59:16 Min. 4:4 Viller (Juricek/Gorel) PP1
PENALTY 60:00 Min. 5:4 Vogl

Strafzeiten:

Pforzheim 4×2 Min.
Stuttgart 6×2 Min.

Spieler auf Spielbericht:

Pforzheim 17+2
Stuttgart 15+2

Für Stuttgart spielten:

Niklas Syguda (Goalie), Patrick Thierfelder (Backup), Timo Dombrowski, Marek Prokes, Tim Abendroth, Vinzent Capek, Masaru Komiyama, Julien Frey, Gregor Michalik, Lukas Borchert, Jesper Leis, Dean Nenninger, Michael Bartmann, Felix Feichter, Fabian Schneider, Nino Häberlen, Leopold Schätzle